Sardinien: Barbagia

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Cala di Luna
Riu Flumineddu
Orosei
Orosei
Supramonte

Einstimmung

"Insel der Dornen und Steine", so beschreibt das Lied "Sardegna" die Insel im westlichen Mittelmeer. Auf eindrucksvolle Weise erlebt man auf Fahrt Strophe für Strophe dieses Liedes: unbarmherzige Sonne, schroffe Felsen, grüne Hügel, Rasten im Schatten einer uralten Steineiche. Wenn man dann das karibisch blaue Meer erreicht, sind die Entbehrungen und Anstrengungen der letzten Tage in den Bergen vergessen.

Zielgruppe

Aufgrund der doch sehr großen Höhenunterschiede im Gebirge und wegen der Wasserknappheit ist das östliche Sardinien eher für ältere Sippen und und Fahrtengruppen geeignet. Dadurch dass die Orte zur Versorgung mit Lebensmitteln oft weite Strecken auseinanderliegen, muss man an manchen Tagen einen ordentlichen Happen gehen um Abend nicht ohne Essen in den Schlafsack kriechen zu müssen. Daher ist eine gewisse Ausdauer unerlässlich.

Anreise

Entweder mit Zug und Fähre oder mit dem Flugzeug.

Lufthansa, Eurowings und Easyjet fliegen nach Olbia. Allerdings ist Fliegen besonders klimaschädlich und Ihr solltet deshalb lieber andere öffentliche Verkehrsmittel verwenden solltet. Wenn's dann doch sein muss, schaut doch auf https://www.atmosfair.de/ und gleicht Eure CO2-Emissionen aus.

Mit der Bahn bis Genua, Livorno oder Civitavecchia. Kosten von Rosenheim (äußerster Süden Deutschlands) nach Livorno und zurück waren ca. 80 Euro. Zugverbindungen von der Fahrplanauskunft der Deutschen Bahn AG.

Vom Ankunftsort mit der Fähre nach Olbia weiter, kostet um die 60 Euro hin und zurück. Buchung der Fähre: http://www.mobylines.de

Reisen auf Sardinien

Es gibt ein ausgebautes Busnetz, mit welchem eigentlich alle Orte erreicht werden können (siehe Linksliste). Die Kosten für eine Fahrt mit den blauen Bussen belaufen sich auf etwa 6 ct pro km. Wie in Italien üblich verkehren die Busse am Wochenende nur sehr eingeschränkt. Wenn man das Ticket vor der Abfahrt in der entsprechenden Verkaufsstelle kauft (meist ein Tabacchi o.ä.) sind sie billiger als im Bus. Die Busfahrt dauert eine ganze Weile, da an allen möglichen und unmöglichen Orten gehalten wird.

Trampen geht solala, wir haben es mit der großen Gruppe aber nicht wirklich probiert. Nur zwei zum Einkaufen und die haben ohne Gepäck ne ganze Weile gewartet.

Wandern

Inzwischen sind einige Wege markiert (meist in Felsen eingemeiselte Pfeile), es gibt allerdings keine gescheiten Wanderkarten. Also kann man mal raten, ob der Weg in die Richtung geht, in die man will, oder hoffen, dass an einer Kreuzung Wegweiser auftauchen. Ist man rein nach der Karte gegangen, so sind manchmal einige Wege total überwuchert und man musste sich durch Dornen kämpfen. Die meiste Zeit waren wir auf ehemaligen Hirtenpfaden unterwegs, so dass die Wege sehr einsam, aber eben auch oft ungepflegt waren (oder abenteuerlich, je nach Sichtweise). Auf diese Art und Weise kann die ursprüngliche Wegplanung sehr schnell obsolet werden, da der Weg durch die Macchia doch länger dauert als ursprünglich geplant. Aber das Ganze ist somit Natur und Einsamkeit pur und dadurch echt ein Erlebnis.

Wasser

Das ist wohl das große Problem Sardiniens. Viele Sarden karren ihre Wasservorräte über weite Strecken zu ihrem Haus. Meist geben sie aber trotzdem etwas von ihrem Wasser ab. Im Supramonte gibt es sehr vereinzelt Quellen, die meisten in den Karten eingezeichneten Bäche führen kein wasser. Micropur ist ein absolutes Muss. Wir haben bspw. auf einem Gebirgspass Wasser aus aus Wasserlöchern geholt, da weit und breit sonst nichts zu finden war. Zu einer späteren Jahreszeit (wir waren in der zweiten Aprilhälfte da) dürfte diese Möglichkeit allerdings wegen der Trockenheit wegfallen, so dass es unerlässlich ist eine große Menge an Wasser mit sich herumzutragen.

Feuer

War eigentlich kein Problem. Je heißer aber die Jahreszeit ist, desto gefährlicher wird es und desto empfindlicher reagieren Bevölkerung und Behörden. In der Zeit um Ostern war es wie auch in Griechenland, Istrien, Sizilien,... kein Problem Feuer zu machen. Feuerholz zufinden war bis auf die Höhen des Supramonte kein Problem.

Zelten

Auch dabei traten keine Probleme auf. Streckenweise war es so einsam, dass wohl einfach niemand vorbei kam. Aber auch wenn uns am Strand Leute gesehen haben, hat niemand etwas gesagt. Etwas besonderes zum Übernachten sind die riesigen Höhlen des Golfo di Orosei direkt am Strand.

Lebensmittel

Wie schon mehrfach erwähnt ist die Barbagia immer noch sehr einsam und deshalb dünn besiedelt. So liegen oft ein oder mehrere Bergrücken zwischen Dir und dem nächsten Laden. Da hilft es nur genügend Essen dabei zu haben und eventuell mal zum nächsten Ort zum Einkaufen zu trampen. Die Preise sind mindestens deutsches Niveau, oft sogar darüber.

Sprache

Ein paar Brocken Italienisch sind schon hilfreich. Am besten habt ihr wie wir jemand dabei, der fließend Italienisch spricht ;-) Englisch hilft so gut wie gar nicht.

Klima und beste Reisezeit

Die schönste Reisezeit ist ohne Frage der Frühling wenn alles blüht und es schon schön warm ist. Ab Mai wird es dann richtig heiß und alles vertrocknet. Im Spätsommer/Herbst wird es dann wieder kühler, aber auch regnerischer. Das Meer ist natürlich noch ziemlich kalt, aber das sollte einen ja wohl nicht vom Baden abhalten.

Landkarten und Literatur

Wir haben die topographischen 1:50.000 Karten des italienischen IGM benutzt und sind damit ganz gut zu recht gekommen. Manchmal war halt das Problem, dass die Karten von 1995 oder 1998 waren und in der Zeit einige Wege dazugekommen sind bzw. total überwuchert waren. Auf die eingezeichneten Bäche würde ich mich auf keinen Fall verlassen, nur die richtig dicken führen auch Wasser. Alle anderen blau eingezeichneten Rinnsale waren bei uns ausgetrocknet. Für ein paar sardische Gebiete gibt es Wanderkarten.

Studenten sollten mal am geographischen Institut ihrer Uni nach Karten Fragen. Dort befinden sich oft wahre Kartenschätze, die bei der Planung der Fahrt unheimlich hilfreich sind. Wir haben unsere Karten dort ausgeliehen, gescannt und geplottet. Das war viel günstiger als alle notwendigen Karten zu kaufen.

Reisetipps

Der Supramonte

Das karstige und karge Gebirge beeindruckt durch seine Schlichtheit. Von Oliena aus sind wir quer über den Supramonte Richtung Meer gegangen und haben dabei wunderschöne Schluchten durchquert. In manchen Tälern verlaufen kleine Flüsse, die nach der wasserlosen Zeit zum Baden einladen.

Codula di Luna und Cala di Luna

Die Codula die Luna ist eine Schlucht die direkt auf das Meer hinführt. Anfangs geht es entlang eines Baches durch grüne Tunnels relativ gerade und eben voran. Wenn man Zeit hat so sollte man, diese für Sardinien untypische Menge an Wasser und grünen Bewuchs in einer ausgiebigen Pause genießen. Nach einiger Zeit versickert der Bach und man riecht schon langsam das Meer. Ab dieser Stelle zieht sich der Weg ein bißchen, auch wenn es eigentlich wunderschön ist. Aber man will halt endlich ans Meer. Und das lässt auf sich warten. Hinter jeder Kurve vermutet man die Bucht und wird aufs neue enttäuscht bis man dann doch endlich in der Cala di Luna steht. Die Cala di Luna ist nur zu Fuß oder mit dem Boot zu erreichen. Entgegen der Aussage der Reiseführer, dass die Boote erst ab Juni verkehren, waren schon etliche Leute da, die mit kleinen Fährbooten hingefahren wurden. Allerdings lag das wohl daran, dass Osterwochenende war und daher die Sarden frei hatten. Es hatte aber auch sein gutes, denn sonst ohne Boot wäre das Einkaufen ziemlich schwer gewesen. Trotz einiger (und im Sommer vieler) Leute ist die Bucht wirklich schön und bietet mehrere große Höhlen zum übernachten. In der Bucht ist auch ein kleines Restaurant, das Ostern aber noch zu war, wo wir aber unsere Wasservorräte immer wieder auffrischen konnten. Der nächste Ort Cala Donone ist auf einem schönen, und diesmal auch leicht begehbaren Weg entlang der Küste in ca. drei Stunden zu erreichen.

Golfo di Orosei zwischen Arbatax und Siniscola

Zwischen diesen zwei Orten ist der Küstenstreifen bei einer Breite von 4-5km so gut wie unbesiedelt. Entlang der bergigen Küste existieren kleine Trampelpfade die von einer versteckten Bucht zur nächsten führen. Allerdings ist die Versorgung mit Wasser und Lebensmitteln wegen der wenigen Häuser problematisch.

Routentipp (Gauführerfahrt 2003)

Wir sind mit dem Bus von Olbia nach Oliena und von dort aus gestartet. Von Oliena aus geht es in das Supramonte-Gebirge über den Pass Scala è Pradu. Unbedingt bei dem Gasthaus am Weg noch Wasser holen, da es anschließend sehr wenig davon gibt. Von dort Richtung Riu Flumineddu nach Osten auf Wegen oder quer Pampa am Monte Tiscali (dort existieren auf dem Berg noch Nuragen) vorbei. Der Riu Flumineddu ist das erste fließende Wasser seit langem. Dann den Fluss entlang nach Süden bis kurz vor die Gola su Gorrupu. Von dort geht ein kaum zu erkennender zugewachsener Weg Richtung Westen von dem wir dann irgendwann auf einen gut ausgebauten gestoßen sind. Man stößt dann auf die Straße 125 von der man in die Codula di Luna absteigen kann. Durch die Codula die Luna führt der Weg permanent Richtung Meer in die Cala di Luna (Der Weg ist in den meisten Wanderführern beschrieben). Wir sind dann die Küste entlang über Cala Gonone bis nach Orosèi gegangen und von dort aus wieder mit dem Bus nach Olbia. Man sollte die Strecken nicht unterschätzen, da die Gegend sehr bergig ist und man deshalb doch einige Zeit braucht

Links

Online Reiseführer Barbagia: http://www.sardinien.com

Mueumseisenbahn "Trenino Verde": http://www.treninoverde.com

Moby Lines Fähren: http://www.mobylines.de

Emissionenrechner Atmosfair: http://www.atmosfair.de

ARST Regional- und Stadtbusse: http://arst.sardegna.it

Landkartenhandel online: http://www.mapfox.de

Literaturtipps

Sardinien - Wandern und Erleben, 168 Seiten, Bruckmann Verlag, ISBN 978-3-7654-3730-4, 15€.

Wandern auf Sardinien, 150 Seiten, DUMONT, ISBN 978-3770155408, 12€.

Der Artikel wird laufend aktualisiert, er geht im Ursprung auf einen Beitrag von Andreas Graichen bei Brummli.net zurück.