Schweizerischer Nationalpark

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Parc Naziunal Svizzer, Gisbert Schnell 2004

Aktualisierung der Links 2007

Lärchenwald
Aufstieg zum Murtér-Sattel
Postauto
Unterengadin
Val Sassa
Furcola Val Sassa
Blick vom höchsten Punkt des Val Mingér Richtung Italien
Val Cluozza
Spöl
Lai dal Dragun

Einstimmung

Wer zu den Sternen will, hat eine lange Reise vor sich. Empfehlenswerter ist es da, einfach den Schweizerischen Nationalpark zu besuchen! Denn auf der Seenplatte von Macun leben nebst einem Drachen auch einige Zwerge, die nach einer alten Engadiner Sage auf der Hochebene den Sternenstaub gewinnen und uns damit die Sterne an den Himmel zaubern. Damit aber nicht genug, es soll hier auch Feen geben, wie einige Münstertaler fest behaupten. Und das Beste daran: weder Drache noch Zwerge oder Feen sind in irgendeiner Weise bösartig gesinnt – sie gelten als Freunde und Beschützer der Menschen und haben das in vielen Sagen und Märchen bewiesen!

Der Schweizerische Nationalpark unterscheidet sich von anderen Fahrtengebieten dahingehend, dass hier viel mehr verboten, dafür aber noch viel mehr möglich ist. Wo sonst könnte man fast garantiert täglich Wild beobachten und echte alpine Urwälder durchstreifen und sich gleichzeitig auch noch mit ausgezeichnetem Hintergrundwissen ausrüsten?

Der Schweizerische Nationalpark liegt im Südosten der Schweiz, zwischen Engadin und Val Mustair (Münstertal). Er ist der älteste Nationalpark Mitteleuropas und gleichzeitig eines der bestgeschützten Gebiete Europas (Schutzklasse I nach IUCN). Seit 1914 wird die Natur sich selbst überlassen, nichts wird mehr gerodet oder gejagt, der Mensch ist Gast und darf nur tagsüber und im Sommer auf ausgewiesenen Wegen im Park wandern. Die Tiere haben sich daran gewöhnt und entsprechend hoch ist die Wahrscheinlichkeit, die Fauna des Hochgebirges in freier Wildbahn zu Gesicht zu bekommen.

Berninapass

Anreise

Das Schweizer Zug- und Busnetz ist hervorragend ausgebaut und fährt größtenteils im Stundentakt. Beste Anbindung des Engadins aus Deutschland mit dem Zug besteht über St. Margreten für Süddeutschland oder Basel-Zürich aus dem Norden. Mit der Rhätischen Bahn fährt man durch den Kanton Graubünden am besten nach Scuol, Zernez oder S-chanf (schreibt man wirklich so und wird ganz anders ausgesprochen!), den drei Ausgangspunkten für längere Touren im Park. Von Zernez aus kann man mit dem Postauto über die Ofenpassstraße zentral in den Park gelangen oder weiter ins Münstertal fahren.

Zugverbindungen und Preise von der Fahrplanauskunft der Deutschen Bahn AG.

Wasser

Wasser bekommt man bei freundlichen Einheimischen, aber auch das Wasser quellnaher Gebirgsbäche ist köstlich und ungefährlich.

Engadiner Alpen

Übernachten und Feuer

Im Nationalpark ist das Übernachten strengstens verboten, wie auch so viele andere Dinge, wie das Verlassen der markierten Wege. Generell ist aber auch das Zelten im Hochgebirge schwierig und aufgrund der extremen Wetterumschwünge mitunter sehr gefährlich. Ich bezweifle auch, dass Zelten und Feuer machen in freier Schweizer Natur überhaupt erlaubt ist. Aus diesen Gründen bieten sich Tageswanderungen oder eine Hüttentour an – eine wegen der spartanisch ausgerüsteten Berghütten in Höchstlagen sehr reizvolle Alternative!

Im Park gibt es nur zwei Übernachtungsmöglichkeiten: das Hotel Il Fuorn (mit entsprechenden Hotelpreisen) und die Chamanna Cluozza, eine Hütte im traumhaften Cluozzatal mit Matrazenlager und bester Bündner Küche. Außerhalb gibt es zahlreiche weitere Hütten (Chamanna Lischana, Schutzhaus Sesvenna, Chamanna Varusch) und Touristenlager in den angrenzenden Orten.

Die Schweiz ist sehr teuer, davon nehmen sich auch Berghütten nicht aus. Eine Mitgliedschaft im Deutschen Alpenverein rentiert sich bei mehreren Nächten schon, auch kann man häufig auf das angebotene Essen in den Hütten verzichten und eigene Speisen auf einem Gas- oder Benzinkocher zubereiten. Und natürlich liegt das vorgestellte Gebiet im Hochgebirge – entsprechende Trittsicherheit und Erfahrung sollte vorausgesetzt werden! Ein spannendes und sicherlich auch ungewöhnliches Fahrtengebiet also.

Lebensmittel

Lebensmittel sind höllisch teuer verglichen mit deutschen Preisen – hier lohnt es sich, einige Grundnahrungsmittel mitzubringen.

Sprache

Im Gebiet des Nationalparks spricht man noch Rätoromanisch, ein Relikt des lateinischen Einflusses durch die Römer. Aber fast jeder beherrscht auch die deutsche Sprache, und wenn sich die Bündner bemühen, kann man sie auch verstehen.

Klima und beste Reisezeit

Das Wetter im Hochgebirge ist äußerst wechselhaft und extrem – in der Sonne mal 25°C, kann sich die Temperatur nach einer halben Stunde Regen plötzlich nur noch um den Gefrierpunkt drehen. Wetterfeste Kleidung ist daher unbedingt notwendig! Außerdem unterscheidet sich das Wetter im Engadin häufig von den Witterungsverhältnissen in der restlichen Schweiz. Der Nationalpark ist nur im Sommer geöffnet. Sobald die ersten Wege schneefrei sind, ist das Begehen erlaubt. Gleichzeitig schließt die Saison mit der ersten zusammenhängenden Schneedecke. Auch das Nationalparkzentrum ist nur im Sommer geöffnet. Die besten Wanderzeiten liegen Ende Juni bei farbenfroher Blütenpracht und Ende September während der Hirschbrunft – was man auch an der hohen Besucherdichte feststellen kann.

Information

Das Nationalparkhaus befindet sich in Zernez und bietet neben einem Kurzfilm, Souvenirs und einer etwas veralteten Ausstellung umfangreiche Informationen zu Routen, Wetter oder Übernachtungsmöglichkeiten. Außerdem gibt es ein ‚Infomobil’, das während der Saison an verschiedenen Standorten rund um den Park aufgestellt ist. Auch die Homepage des Nationalparks ist aktuell und informativ.

Reisetipps

Ein Fernrohr und ein scharfes Auge sollten immer dabei sein, denn an den schroffen Hängen kann man immer Gemsen, Steinböcke oder Hirsche beobachten, teilweise sogar in erstaunlicher Nähe! Aber auch Murmeltiere (bei mir einmal 2 Meter vor der Nase), Birkhühner oder Eichhörnchen werden mit großer Wahrscheinlichkeit gesichtet. In der Luft findet man den allgegenwärtigen Tannenhäher oder den König der Lüfte, den Steinadler. Die faszinierendste Begegnung wird allerdings die mit dem Bartgeier sein, dem nach einem aufwändigen Auswilderungsprojekt wieder heimischen größten Vogel der Alpen!

Für Floristen wird mit einem Bestimmungsbuch der Juni zum Erlebnis, wenn man die ganze Palette der alpinen Flora vom Edelweiß über das Alpen-Leinkraut bis hin Enzian bestaunen kann.

Im September verfärben sich dann die Lärchen und die Hirsche beginnen mit der Brunft, was für den Beobachter zu einer unvergesslichen Farben- und Geräuschkulisse wird.

Val Cluozza

Routentipps

Val Trupchun

Von S-chanf (1662m) aus in ein bis zwei Stunden erreicht man die Alp Trupchun (2040m), einem hervorragenden Beobachtungspunkt für Hirsche, Gemsen und Steinböcke. Auf dem Weg sind Begegnungen mit Murmeltieren garantiert und man passiert mehrere beeindruckende Lawinengassen. Über die knapp 2782m hohe Fuorcla Trupchun gelangt man durch das Val Saliente nach Livigno (Italien).

Margunet

Ein Lehrpfad führt vom Hotel Il Fuorn über die ehemalige Alp Stabelchod auf den Bergrücken Margunet (2328m). Während dieser Runde wandert man über die Baumgrenze, kann Gemsen beobachten und findet sich in einer extremen Berglandschaft mit schroffen Felsabstürzen wieder.

Macun

Die sagenumwobenen Seen von Macun erreicht man von Zernez (1471m) über den Munt Baselgia (2945m). Es bietet sich ein traumhafter Blick über die Seenlandschaft hinunter ins Unterengadin. Beim Abstieg passiert man einen Blockgletscher, bevor man die anstrengende Tour entweder in Lavin (1412m) oder Susch (1422m) beendet.

Mehr-Tages-Tour

Der Nationalpark kann auf einer bemerkenswerten Mehrtagestour von Süden nach Norden (oder andersrum) durchwandert werden, wobei verschiedene Abstecher und Varianten eine flexible Zeitplanung zulassen.

Vom Oberengadin (S-chanf, Zuoz, St. Moritz) kommt man bei Prasüras in die Nähe des Nationalparks und könnte in der Chamanna Varusch eine erste Übernachtung einplanen. Kurz dahinter geht es über die Nationalparkgrenze in die Val Trupchun und nach der Alp Purcher beginnt links der Aufstieg zur Fuorcla Val Sassa (2857m). Durch das Val Sassa steigt man dann ab in das Cluozzatal zur Chamanna Cluozza (1882 m).

Am nächsten Tag kann man entweder einen Abstecher auf den einzigen besteigbaren Gipfel des Parks, den Piz Quattervals (3165 m) wagen, oder man geht gleich weiter über den Murtérsattel (2545 m) in das Ofenpassgebiet, wo man nachmittags das Hotel Il Fuorn (1794m) erreicht.

Ein weiterer Tag führt entweder über die Alp Stabelchod und Margunet oder direkt in das Val dal Botsch und hinauf zur 2677m hohen Scharte, wo man kurzzeitig den Park verlässt und im Val Mingér wieder betritt. Im Val S-charl lässt man den Park entgültig hinter sich (Pradatsch, 1654m) und kann die Tour entweder abbrechen und mit dem Bus nach Scuol fahren oder sich nach S-charl (1817m) wenden.

Wer noch genügend Energie hat, steigt nochmals auf bis zur Sesvennahütte (2256m). Von hier aus kann man entweder durch die traumhafte Seenlandschaft Rims zum Piz Lischana (3105m) und zur gleichnamigen Hütte (2500m) wandern und nach Scuol (1243m) absteigen oder die traumhafte Uina-Schlucht als Abstieg nach Sur En (1121m) wählen.

Piz Linard

Umgebung

Auch die Parkumgebung ist wunderschön! Gleich hinter der Parkgrenze liegt Italien und der Nationalpark Stilfser Joch schließt sich nahtlos an. Aber auch im Engadin und dem restlichen Graubünden findet man eine traditionell geprägte, naturbelassene Gebirgslandschaft mit unzähligen Tourenvariationen, verborgenen Idyllen und hervorragender Wege- und Hütteninfrastruktur

Links

Schweizerischer Nationalpark: http://www.nationalpark.ch

Verzeichnis aller Gebirgshütten: http://www.cailugo.it

Postbusse: http://www.postbus.ch