Toskana: Apuanische Alpen

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Blick vom Pania della Croce nach Norden
Pania della Croce (1858m)
Rif. Del Freo (1180m) unterhalb des Monte Corchia (1676m)
Pizzo d'Ucello (1781m) über den Marmorsteinbrüchen des Orto di Donna
verfallene Bauernhäuser im Almdorf Campanice (1053m)
Kirche SS. Trinità (990m) im Mittelpunkt der Almsiedlung Puntato
Mamorsteinbruch am Passo della Focolaccia (unterhalb des M. Tambura)

Einstimmung

Schroffe Klippen am Rande der Toskana, in Nachbarschaft zu Michelangelos Mamorsteinbrüchen, toskanischen Städten und Stränden, zwischen Pisa und La Spezia: Ein "geheimes" kleines Hochgebirge in einer Gegend, in der alle nur Hügel, Wein und Oliven erwarten. Kalkiges, poröses Gestein wie in den Dolomiten prägt die Apuanische Alpen - mit max. 1900m Höhe allerdings deutlich niedriger als sein großer Bruder.

Das Gebirge ist ein Fahrtenziel für Hochgebirgstrekking "light": Der Abstieg an den Strand von Viareggio, in die Hügel der Toskana und die zivilisatorische Infrastruktur liegen nie weiter als eine halbe Tageswanderung entfernt und bieten dennoch die Anstrengungen und Belohnungen einer echten Hochgebirgstour.

Zielgruppe

Gruppen mit guter Kondition und Mut zum Laufen an steilen Abhängen. Der Hauptkamm ist z.T. sehr ausgesetzt und hat Hochgebirgscharakter. Besonders geeignet für das Kennenlernen italienischer Pfadfinder: Auf unseren Touren trafen wir täglich mindestens eine Gruppe italienischer Pfadfinder aus der Region.

Anreise

Flugzeug

Gute Flugverbindungen sind:

Ryanair (www.ryanair.com): Düsseldrof/Weeze-Pisa, Frankfurt/Hahn-Bergamo, Frankfurt/Hahn-Verona. Sowohl Bergamo als auch verfügen über Jugendherbergen (www.ostellionline.net). Diese sind vom Fluhafen aus wahlweise per Bus oder Taxi in wenigen Minuten erreichbar, so dass auch Flugzeiten am frühen Morgen bzw. späten Abend kein Problem sind.

TuiFly (www.tuifly.com): Köln/Bonn-Pisa

Anreise nach Frankfurt/Hahn: Von Süden und Osten mit Shuttle-Bus ab Frankfurt-Main Flughafen, Mainz Hbf, Saarbrücken Hbf oder Köln Hbf durch Bohr Omnibusse. Darüberhinaus verkehren Linienbusse ab Koblenz Hbf und Bingen Hbf über Simmern/Hunsrück. Von Westen Linienbus ab Idar-Oberstein. Der Flughafen Frankfurt-Hahn liegt im Hunsrück bei Simmern.

Anreise nach Düsseldorf/Weeze:

Anreise ab Pisa: Vom Flughafen mit dem Linienbus zum Bahnhof Pisa Centrale. Von dort in 1-2 Stunden per Eisenbahn weiter in die Garfagnana. Es bieten sich zwei Strecken an. Mit ein wenig Glück lässt das Reiseziel sich sogar ohne Umsteigen erreichen:

  1. Regionalzüge nach Aulla über Castelnuovo Garfagnana und Piazza al Serchio.
  2. Regionalzüge nach La Spezia über Pietrasanta, Forte dei Marmi, Massa und Carrara.

Von den oben aufgezählten Bahnhöfen aus kann man seine Tour durch die Apuanischen Alpen grundsätzlich gut starten.

Busverbindungen gibt es bis in den hinterletzten Winkel, jedoch verkehren die Busse zum Teil nur 2-3mal täglich. Gründliches Studium des Busfahrplans ist also angeraten, siehe dazu http://www.vaibus.it .

Linienbus

Der Eurolines-Reisebus fährt täglich und kostet max. 200 Euro ab Niedersachsen/ Nordrhein-Westfalen.

Eisenbahn

Inzwischen am teuersten ist es mit der Eisenbahn: Nach dem Wegfall des Sparpreises "Italien" sind die Reisekosten per Eisenbahn stark angestiegen und liegen bei 200-300 Euro ab Niedersachsen/ Nordrhein-Westfalen (hin und rück).

Verkehrsverbindungen im Land

Von Lucca führt eine Bahnlinie mit zahlreichen Halten in winzigen Orten durch das gesamte Serchio-Tal hinauf nach Piazza al Serchio und weiter nach Aulla, Verkehr alle 1-2 Stunden. Eine weitere Bahnlinie verläuft von Pisa nach La Spezia am Meer entlang und ist wohl weniger attraktiv, da sie kaum in die Höhe geht. Kosten für eine Bahnfahrt liegen bei etwa 5 Cent/Kilometer; die Bahnfahrkarte kauft man sich vor Fahrtantritt in der Bar, wenn kein Fahrkartenschalter vorhanden. Italienische Staatsbahn (FS) - http://www.trenitalia.it Jenseits der Eisenbahn verlasst ihr euch am besten aufs Trampen - die wenigen Regionalbusse sind nur auf Schüler und Marktbesucher abgestimmt.

Gute Startpunkte für eine Wanderung ist der Straßenpaß Carpinelli (842m, oberhalb von Piazza al Serchio), und der Bahnhof von Equi Terme (300m). Glück haben könnte man auch mit einem Trampversuch Richtung Arni (900m) oder nach Fornovolasco (480m), beide oberhalb Castelnuovos. Andernfalls gilt: Laufen oder Taxi, denn in den Apuanischen Alpen gibt es nur eine Handvoll Dörfer und -außer sonntags- kaum Autoverkehr.

Die Busverbindungen innerhalb der Apuanischen Alpen sind nur auf den Markt- und Schulverkehr ausgerichtet und deshalb sehr dürftig. Trampen dürfte in jedem Fall schneller gehen.

http://www.catspa.it: Stadtverkehr Massa, Carrara sowie Überlandverkehr in den nördlichen Apuanischen Alpen. Internetseite enthält Fahrplan als pdf (Linee Extraurbane).

http://www.vaibus.it: Stadtverkehr Viareggio, Lucca sowie Überlandverkehr im den mittleren und südlichen Apuanischen Alpen. Internetseite enthält Fahrplan als pdf (Linee Extra-Urbane).

Landkarten

Von den vorhandenen Landkarten ist die Wanderkarte der Edizioni Multigrahic Firenze, Maßstab 1:25.000 (ISSN 1122-0546), Blatt 101/102 "Alpi Apuane" zu empfehlen. Die Karte gibt es in Apennin-Nähe in allen Buchhandlungen und Tourist-Informationen.

Alternativ kann man die Kompaß-Wanderkarte "Apuanische Alpen" einsetzen, aber der Maßstab 1:50.000 erscheint mir für die Gegend nicht exakt genug.

Für die Alm "Il Puntato" habe ich selbst eine Landkarte im Maßstab 1:15000 gezeichnet. Sie führt die markierten Wanderwege und zahllose "vergessen" Wege von Almbauern und Köhlern auf. Anlass genug, um 2-3 Tage Standlager in Puntato zu machen. Weitere Informationen zum Projekt, eine Bestellmöglichkeit und auch die Landkarte als Download befindet sich unter http://www.il-sentiero.de.

Wandern

Ein enges Netz gut markierter Wanderwege durchzieht die Apuanischen Alpen. Da eine Unzahl Jagd- und Wildpfade zusätzlich die Waldbereiche durchziehen ist Aufmerksamkeit beim Laufen angesagt. Die technische Schwierigkeit liegt deutlich über einer Mittelgebirgswanderung, da die Pfade oft ausgesetzt an Fels- oder Wiesenhängen oder über felsige Kämme führen. Schwindelfreiheit ist also erforderlich.

Wasser

Wasser ist knapp, Bäche und Quellen sind selten oder ausgetrocknet. Nachfüllungen für die Trinkflasche gibt es fast ausschließlich in Dörfern und an Berghütten. Die Mitnahme mehrerer Trinkflaschen im Hochsommer ist daher notwendig.

Feuer

Die Baumgrenze liegt zwischen 1500m und 1700m. Darüber ist Feuermachen zwar gefahrlos, aber es fehlt der Brennstoff. Unterhalb steht Buchenholz in ausreichender Menge zur Verfügung. Absolute und höchste Vorsicht vor Funkenflug besonders im Sommer. Feuerstelle unbedingt mit Steinen einfrieden!

Zelten

Der größte Teil der Apuanischen Alpen liegt in einem Naturpark, in dem Zelten und Feuermachen offiziell verboten sind. Beide Verbote spielen in der Realität keine Rolle. Zeltmöglichkeiten bieten sich daher zahlreiche, nur eben sind sie oftmals nicht. Unter 1000m könnten auch gutes Stangenholz bereitstehen (darüber oft nur verkrüppelte Bäume/Büsche). Zelten in unmittelbarer Nähe Gebirgshütten könnte wichtig für die Wasserversorgung sein. Meiner Erfahrung nach stellt es kein Problem dar, wenn ihr die Hüttenwirte zuvor fragt.

Die einzigen Campingplätze sind (von Nord nach Süd):

  • "Val Serenaia" oberhalb Gramolazzo (20 Stellplätze, sehr sauber, der Gebirgshütte Rifguio Valserenaia zugehörig, unmittelbare Gebirsnähe)
  • "Lago Paradiso" am Lago di Gramolazzo bei Gramolazzo
  • "La Piella" in Castelnuovo (sehr schöner, naturbelassener Platz)

Gebirgshütten

Die Apuanischen Alpen verfügen über ein gutes Netz aus Hütten, so daß man auch gewichtsoptimiert und ohne Zelt wandern kann. Unter den rund 10 Hütten sind etwa 5 Alpenvereinshütten, die jeweils eine Tageswanderung auseinanderliegen. Eine Reservierung ist ratsam, um gegen Überfüllung und Hüttenschließung gleichermaßen gewappnet zu sein. Siehe auch das Verzeichnis aller privaten und vom Alpenverein geführten Hütten: http://www.cailugo.it

Alpenvereinsmitglieder bekommen in den CAI-Hütten 50% Rabatt auf den Übernachtungspreis. Der europaweit günstigste Alpenverein, der Ausländer gegen einen geringen Aufpreis ebenfalls aufnimmt, ist der Alpenverein Südtirol (AVS). Siehe auch: http://www.alpenverein.it.

Alle bewirtschafteten Hütten und Hotels von Nord nach Süd lauten (es gibt weitere Hütten, die allerdings nur für Gruppen oder bei Selbstverpflegung nutzbar sind):

Die Alpenvereinshütten des CAI sind in der Regel zwischen Mitte Juni und Mitte September sowie an Wochenenden bewirtschaftet. Außerhalb dieser Zeiten sind sie verschlossen und können von Gruppen gebucht werden.

Lebensmittel

Orte und Supermärkte liegen alle im Tal, also unterhalb 400m. Entfernung vom Hauptkamm: Eine Tageswanderung. Das bedeutet, daß Verpflegung meist für viele Tag sehr weit hinaufgeschleppt werden muß.

Sprache

Die Apuanischen Alpen sind eine wenig touristische Gegend. Ausländer kommen nur selten hierher. Entsprechend sind einige Italienisch-Kenntnisse von Vorteil. Mit einer guten Gestikulationsgabe wird man aber auch mit Englisch- oder Spanischkenntnissen weiterkommen.

Beste Reisezeit & Klima

Die Apuanischen Alpen bieten sich für Wanderungen von März bis Oktober an. In den Wintermonaten liegt Schnee, so daß Steigeisen und ggf. Pickel Pflicht sind. Im Juni-August kann es auch in den Höhen bis zu 25°C warm werden, so daß eine mehrstündige Siesta im raren Schatten nicht ganz dumm ist. Zwar liegen die Apuanischen Alpen im sommerlich heißen Mittelitalien, ihre Höhenlage verschafft euch aber kühlere Temperaturen als die Ebene und manchmal auch erfrischende Winde. Wie bei allen Gebirgen müßt ihr nachmittags ein Auge auf die Wolken haben und auf Gewitter achten.

Preisniveau

Wandern mit Zelt bietet in den Apuanischen Alpen alle Voraussetzungen für ein Lowest-Bugget-Fahrt: Mit RyanAir-Anreise zu Dumpingpreisen kommt man günstig nach Italien. Dort ist Zugfahren traditionell günstig. Der Preisniveau für Lebensmittel entspricht dann etwa dem deutschen. Denkt daran, daß ihr alles tagelang tragen werden: Schon kauft ihr noch weniger ein. Die Übernachtung in Hütten hingegen ist relativ teuer. Da zwischen den CAI-Hütten auch private Hotels liegen, müßt ihr hier mit 25-50 Euro/Nacht inkl. Halbpension rechnen.

Reisetipps

Pania della Croce (1858m)

Nicht der höchste Gipfel, aber wegen seiner isolierten Lage einer der majestätischsten. Weit schweift von seinem Gipfel der Blick vom Tyrrenischen Meer über die nördlichen Gipfel der Apuanischen Alpen und den Apennin. Besonderen Reiz entwickelt eine Übernachtung auf dem Gipfel unter sternklarem Himmel.

Almlandschaft von Puntato (950-1100m)

Zwischen den majestätischen Gipfel von Pania della Croce, Corchia und Freddone, umgeben von weitläufigen Kastaien- und Buchenwäldern liegt das Wiesental Puntato. Um den Mittelpunkt der kleinen Kapelle SS. Trinità (N44 03.090 E10 17.850) herum gruppierten sich auf terrassierten Wiesenhängen einst bis zu 70 Bauernhäuser und Ställe, die seit dem 17. Jahrhundert jährlich zwischen Mai und November bis zu 170 Personen aus dem nahegelegenen Dorf Terrinca bewohnt waren. Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet die Alm in Vergessenheit, weil sie mit den neuen motorisierten Verkehrsmitteln nicht erreichbar war. Da sich daran bis heute nichts geändert hat, strahlt das hügelige Puntato noch heute eine romantische und erholsame Ruhe aus. Sie lädt zum Durchwandern oder besser: zum Verweilen ein. Siehe dazu auch: meine Empfehlung hier.

zahlreiche weitere kleine botanische, geologische und kulturhistorische Sehenswürdigkeiten von Puntato und Umgebung sind auf der deutschsprachigen Seite des Vereins "Il Sentiero" (http://www.il-sentiero.de) zu finden.

Grotta del Vento und Antro del Corchia

Zwei riesige verzweigte Tropfsteinhöhensysteme unter der Pania-Gruppe. Grotta del Vento: Höhleneingang bei Fornovolasco in der Garfagnana. Siehe auch: www.grottadelvento.com. Antro del Corchia: Höhleneingang bei Levigliani in der Versilia. Siehe auch: http://www.antrocorchia.it.

Der Apennin

Den Apuanischen Alpen direkt gegenüber auf der anderen Seite des Serchio-Tals liegt der lange grüne Apennin, der sich von Liguren bis weit in den Stiefel hinabzieht. Wer die Apuanischen Alpen abgegrast hat, kann hier in lieblicherem, aber nicht weniger anstrengendem Gelände, eingige weitere Tage wandern. siehe auch: Tosko-emilianischer Apennin Trekkingsteckbrief hier.

Routenvorschläge

Höhenwanderung Gramolazzo - Stazzema/Fornovolasco (1 Woche). 5-6 Tage über den Hauptkamm der Apuanischen Alpen bin ich im Sommer 2002 gegangen. Wanderroute mit zahlreichen Gipfeln, zahlreichen Mamor-Steinbrüchen und einer Almlandschaft. Download als pdf-Dokument.

Wanderrouten

Wandertipps für Puntato: http://www.il-sentiero.de

Vorschläge von Reisebuchautor Christoph Hennig: http://www.italienwandern.de

4 reich bebilderte ein- und mehr-tägige Routen von Roberto Baglioni: http://www.arcetri.astro.it

5 Wanderrouten des Monatsmagazons "outdoor": http://www.outdoor-magazin.com

Wander- Fahrrad- und Klettersteig-routen und Hintergrundinfos: http://www.parks.it

4 Wandervorschläge aus "Le montagne irripetibili": http://www.apuane.com

Reiseberichte

Wandertour 2007 nahe M. Forato: http:// www.gipfeltreffen.at

Garfagnana-Fahrradtour 2004: http://www.veits.org

Klettertour 2008 Pizzo d'Ucello: http://www.strasoc.com

Links

Alm Il Puntato: http://www.il-sentiero.de

Naturpark Apuanische Alpen: http://www.parcapuane.it

Garfagnana online: http://www.garfagnana.it

Dörfer der Garfagnana: http://www.terredigarfagnana.it

Apuanische Alpen online: http://www.alpiapuane.com

Heimatmuseum der Garfagnana (San Pellegrino in Alpe): http://luccapro.cribecu.sns.it

Verzeichnis aller Gebirgshütten: http://www.cailugo.it

Landkartenhandel online: http://www.mapfox.de

Pfadfinderzeltplätze in der Toskana: http://www.tuttoscout.it/campiscout

Literaturtipps

Wanderführer "Toskana Nord", ISBN 978-3-7633-4115-3, Bergverlag Rother, 13€.

Wanderführer "Apuane - 35 cime in 55 escursioni", ISBN 978-88-86646-19-2, Verlag Circolo Il Grandevetro, 16€ (in italienischer Sprache).

Der Artikel wird laufend aktualisiert, er geht im Ursprung zurück auf einen Beitrag bei Brummli.net von Stefan Peters 2002/2011.